Festrede zum 10 jährigen Bestehen des Bürgervereins Finkenkrug

Liebe Gäste und Freunde des Bürgervereins Finkenkrug,
sehr geehrter Herr Innenminister, sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Ehrengäste,

im Namen des Bürgervereins Finkenkrug, im Namen des Vorstandes, d. h. im Namen von Peter Ellmann, Guido Schiele, Klaus Schwake und Dr. Ines Mockenhaupt – Gordon möchte ich Sie noch einmal sehr herzlich im Garten des Bürgerhauses begrüßen.
Ich freue mich sehr, dass wir dieses Jahr wieder gemeinsam mit der Lessing-Grundschule, vor allem mit dem Förderverein der Lessing- Grundschule das Sommerfest feiern. Für das Jubiläum des Bürgervereins kann es kaum einen schöneren Rahmen geben. Vielen Dank an Euch, an die Lessing-Grundschule und an den Vorstand des Fördervereins.

In diesem Jahr können wir auf 10 Jahre Bürgerverein zurückschauen. Für mich ein Moment, der mich persönlich bewegt. Noch nie in meinem Leben habe ich so lange an einem Ort gewohnt, mich so mit der Stadt und ich bitte um Entschuldigung mit dem Dorf auseinandergesetzt. Und dabei habe ich festgestellt wie anspruchsvoll und wertvoll die Arbeit an der Basis ist. In meiner Familie wurde gern und viel politisiert, jedoch spielte da die Kommune, die Gemeinde gar keine oder kaum eine Rolle, dabei ist sie, die Stadt, der Ortsteil der tägliche Berührungspunkt mit unserem Gemeinwesen.
Bevor ich jetzt wieder der Angewohnheit meiner Familie verfalle, höre ich auf zu politisieren und wende mich gern dem Jubilar, dem Bürgerverein zu.

Der Verein – der Liebling der Deutschen, wofür steht er?
Laut schlauer Bücher ist er eine freiwillige, auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen und/oder juristischen Personen. Sein Bestand ist vom Wechsel seiner Mitglieder unabhängig.
Der Bürgerverein als besondere Spezie stellt die Verbundenheit des Bürgers mit seinem Ort in den Mittelpunkt seines Wirkens. Gestalten und Bewahren werden oft als Satzungszweck genannt.

Haben wir all das gewusst, als wir, Ludger Ramme, Christian Haacke, Burghard Emersleben heiß in der Küche anlässlich einer Gartenparty diskutierten?

Ich glaube, ja und nein.
Wir wussten, dass wir um unserer Idee, von der wir überzeugt waren, Gehör zu verschaffen und um ihr die Chance einer Umsetzung zugeben, einen festen Rahmen mit Bestand geben mussten
Unsere Idee von vor 10 Jahren findet ihren Ausdruck im § 2 unserer Satzung.
„Der Zweck des Vereins ist die Pflege, der Erhalt und der Ausbau des Ortsteils Finkenkrug unter besonderer Beachtung der geschichtlichen, kulturellen und denkmalgerechten Behandlung der alten Siedlung Kolonie Finkenkrug von 1899“
Als Mittel werden u.a. in der Satzung genannt: Schutz erhaltenswerter Gebäude, Verschönerung des historischen Straßenbildes, Einflussnahme auf die Verkehrsplanung, Veranstaltungen zur Förderung des Zusammenhaltens der Bevölkerung, Ansiedlung von Geschäften.

Wir wussten auch, dass wir es nicht alleine richten konnten, auch gar nicht wollten. Das Anliegen, die Menschen in Finkenkrug bei all den Veränderungen mitzunehmen, sie zusammen zu führen und sie für ihren Ortsteil Finkenkrug zu sensibilisieren war keine Privatangelegenheit.

Alle Bürger oder bescheidener viele Bürger, Alt und Neubürger wollten wir ansprechen, aus dieser Motivation heraus nannten wir uns Bürgerverein Finkenkrug und nicht Förderverein. Dabei sahen wir uns nicht in einer Traditionen eines Bürgervereins – obwohl Peter Ellmann uns gerade kürzlich von einem Finkenkruger Bürgerverein berichtete, den es vor gut 100 Jahren gegeben haben soll.

Nicht immer ist mir der Name leicht von Lippen gegangen. Bürgerverein Finkenkrug hört sich gesetzt, veraltet, behäbig an – gestalten und bewahren mit Nebengeschmack.

Welch mangelndes Selbstbewusstsein muss ich mir da attestieren.
Ich finde, dass die Mitglieder des Bürgervereins Finkenkrug voller Überzeugung den Namen ihres Vereins aussprechen und von seiner Arbeit berichten können.

Wir sind alles andere als gesetzt, veraltet und behäbig.
Wir stehen auf den Dächern, um aus einem alten ein neues Dach zu machen, wir tanzen auf der Straße und hoffentlich heute im Garten, wir buddeln und bauen für Alt und Jung, wir diskutieren und streiten uns, wir suchen Kompromisse und wir nehmen war, dass es in 10 Jahren auch Verschiebungen gibt, die zum Beispiel in einem umformulierten, anders gewichteten Vereinszweck seinen Ausdruck finden soll.
Fast ein Drittel unserer Mitglieder sind unter 18.

Wer mehr wissen möchte, kann sich im Bürgerhaus informieren, an den Wänden unseres Wohnzimmers haben wir einige Informationen aufgehängt.

Man kann auch unsere Festschrift für 1 € erwerben und / oder den Flyer mit integriertem Mitgliedsantrag in die Tasche stecken und zuhause lesen und ausfüllen.

In unserer jungen Vereinsgeschichte können wir von Tops und Flops berichten. Aus den Flops haben wir gelernt. Als Beispiel möchte ich nicht die Gestaltungssatzung, sondern die Straßenlaternen nennen. In dem Wunsch, das Pitoreske Finkenkrugs zu fördern, träumten und arbeiteten wir für eine Wiedereinführung der Schinkelleuchte. Jedoch stellten wir in der öffentlichen Diskussion sehr bald fest, dass die Schinkelleuchte keinen Konsens finden würde. Also machten wir uns aus gegebenem Anlass gemeinsam mit den Anwohnern der Rembrandtstraße auf die Suche nach einem Modell, dass den Anforderungen der Beleuchtung einer Anwohnerstraße gerecht wird, aber und auch der Umgebung angepasst ist. Nach vielen Verhandlungen mit der Stadt, glaubten wir, dass alles unter Dach und Fach war. Und was steht heute in der Rembrandtstraße – die Peitschenlampe.

Wo sind die Grenzen unseres Tuns? Nicht immer ist es mit dem Geld verbunden, denn in diesem Beispiel war die Frage der Kosten geklärt.

Aber natürlich ist die finanzielle Ausstattung maßgeblich für die Umsetzung der Ideen. Kurzweilig, aus Anlass des Bürgerhauses träumten wir vom Wandel in eine Bürgerstiftung. Aber woher sollte das Stiftungskapital kommen.
Immer wieder sind wir auf die Unterstützung der Stadt angewiesen. An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei der Stadtverwaltung, bei den Abgeordneten der Stadtverordnetenversammlung und beim Bürgermeister für die gute und gewinnbringende Zusammenarbeit bedanken. Gewinnbringend in dem Sinne, dass nach manch langen Verhandlungen und gemeinsamen Ringen bis jetzt immer etwas Schönes, Sinnvolles für die Bürger entstanden ist. Als Beispiel sei der Spielplatz Feuri oder auch das Bürgerhaus Finkenkrug genannt.

Das andere Standbein bei der Finanzierung unserer Projekte sind die vielen privaten Spenden. Viele Mitglieder des Vereins, aber auch das örtliche Gewerbe und die MBS haben uns immer wieder mit ihren Spenden geholfen. Nur mit dieser Unterstützung konnten wir den Traum des Abenteuerspielplatzes anstelle eines Sandkastens mit Rutsche und Schaukel verwirklichen oder demnächst den Bolzplatz gestalten.
Seit kurzem haben wir auch unseren ersten festen Sponsor. Ich danke sehr der Steuerkanzlei von Petra Grotstabel. Frau Grotstabel, Ihr Vertrauen, Ihre Unterstützung motiviert. Vielen Dank.

Weitere Grenzen sind Zeit und Kraft. Die meisten aktiven Mitglieder stehen noch im vollen Berufsleben, haben eine Familie, Haus und Garten. Ihre Einsätze sind immer ehrenamtlich, finden in ihrer Freizeit statt und gehen oft an die Grenzen des Machbaren.

Das Ehrenamt wird immer wieder gelobt und seine Bedeutung für das Gemeinwesen herausgestellt. Jedoch muss die Gesellschaft aufpassen, dass sie das Ehrenamt nicht überstrapaziert. Und das Gleiche gilt für unseren Verein. Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Mitglieder nicht über die Maße beanspruchen und überfordern.
Die Situation des Ehrenamtes in einem Satz zu fassen, wird mir nicht gelingen. Aber ich bin davon überzeugt, dass das Ehrenamt nicht grundlegende Aufgaben übernehmen kann.

Für uns sollte gelten, dass das Wunschdenken und die Ansprüche nicht zu einer Zerreißprobe der sehr produktiven Gemeinschaft führen. In der Euphorie entwickelt sich oft eine Dynamik, die einerseits sehr belebend wirkt, andrerseits müssen wir erkennen, wenn die Kräfte nachlassen.
So zählen zu den Tops des Vereinslebens auch solche Momente, in denen alles offen ausgesprochen wird und wir am Ende uns in die Augen schauen und gemeinsam weitermachen.

Und mit diesem Gedanken, des gemeinsamen Weitermachens, der auch gern als Aufforderung verstanden werden kann, möchte ich eigentlich enden.
Er bekräftigt den am Anfang geäußerten Gedanken, dass der Verein ein auf Dauer angelegte Vereinigung ist.
Er relativiert die Aussage, dass der Bestand des Vereins unabhängig von seinen Mitgliedern ist. Formal mag das stimmen, aber im wirklichen Leben, hier in Finkenkrug sieht das ganz anders aus.

Was wären wir ohne unsere langjährigen Mitglieder.

Ich möchte mich bei allen aktiven und auch passiven Vereinsmitgliedern bedanken, die heute und den vergangenen Zeiten sich so für Finkenkrug und unsere Projekte eingesetzt haben. Eigentlich möchte keinen herausheben, und doch nenne ich stellvertretend die ehemaligen Vorstandsmitglieder und Mentoren der Arbeitsgruppen und Initiativen.
Als ersten 1. Vorsitzenden Ludger Ramme, als ersten 2. Vorsitzenden Burghard Emersleben, als erste Schriftführerin Kirsten Ramme, ihr Nachfolger war bis vor kurzem Heiko Nehse, als ersten Schatzmeister Mark v. Wietersheim, sein Nachfolger war Kurt Warm, als weiteres ehemaliges Vorstandsmitglied ist Ralf Vielhaber zu nennen. Mit ihm wurde der neue Posten des Kommunikationsbeauftragten im Vorstand geschaffen. Sein Kind, das Finkenkruger Forum macht er weiter. Benno König leitet seit Jahren und mit enormer Ausdauer unsere Bahn AG, Margrit Unger war gemeinsam mit Klaus Schwake die Mentorin der Spielplatzinitiative, Norbert Illiges leitet mit Klaus die Bolzplatzinitiative. Antje Polese. Sie hat für uns viele Artikel geschrieben und unser Treiben mit ihrem Fotoapparat festgehalten. Elke Hammann gestaltet unsere Konzertplakate. Die SGK war sehr von ihnen beeindruckt und sind im alten Treppenhaus zu sehen.
Ich hoffe keinen vergessen zu haben.

Das schöne ist, dass uns von den Ehemaligen alle erhalten geblieben sind und nun lassen Sie uns auf die vergangenen 10 guten Jahre und auf hoffentlich mindestens weitere 10 gute Jahre anstoßen.

Herzlichen Dank