Keiner der Bürgermeister-Kandidaten will Buchners S-Bahn-Pläne – Fragen und Antworten zum Thema Bahn

Von Benno König

Befragung zeigt große Sympathie für Regionalbahnausbau – Manche Bewerber 

zweifeln aber an Umsetzbarkeit

In einem Punkt sind sich alle fünf Falkenseer Bürgermeister-Kandidaten beim Thema einig: Eine S-Bahn-Verlängerung bei gleichzeitigem Wegfall der Regionalbahn-Angebote, wie es Berlins S-Bahn-Chef Peter Buchner ins Gespräch gebracht hatte, soll es nicht geben. Das ist ein Ergebnis der Kandidaten-Befragung durch das Aktionsbündnis PRO Regionalverkehr Osthavelland, das in Falkensee unter anderem vom Bürgerverein Finkenkrug mitgetragen wird. Auch der Ausbau der Regionalbahn-Strecke durch ein drittes oder viertes Gleis stößt auf große Sympathie. Allerdings zweifeln einige Kandidaten hier an der Umsetzbarkeit.

Ein klares Ja zum Regionalbahn-Ausbau, wie ihn unter anderem der Deutsche Bahnkundenverband vorschlägt kommt von den Herausforderinnen Ursula Nonnemacher (Grüne) und Barbara Richstein (CDU). „Ich stimme mit diesen Vorschlägen völlig überein“, schreibt Nonnemacher. „Die Berliner S-Bahn ist ein vorzügliches Verkehrsmittel für Berlin, aber für das Havelland ist sie aus vielen Gründen ungeeignet.“

„Dieser Vorschlag ist unbedingt zu  unterstützen!“, auf diese Weise könnte der Regionalverkehr unabhängiger vom Fernverkehr werden, äußert sich Richstein
ebenfalls überzeugt. Auf diese Weise ließe sich „die Regionalbahn weniger verspätungsanfällig machen“ und dies böte vielleicht sogar die Möglichkeit die Taktung zu verbessern. „Ein Gewinn für alle, die regelmäßig in die Berliner Innenstadt fahren und auf eine
schnelle, komfortable Verbindung angewiesen sind“,
lautet Richsteins Fazit für den Regionalbahnausbau. 

Deutliche Zustimmung kommt aber auch von Amtsinhaber Heiko Müller (SPD), der in der Vergangenheit  wiederholt zumindest für ein Offen halten der S-Bahn-Variante
eingetreten war. „Wenn es gelänge, die Bahnstrecke zwischen Nauen und Bahnhof Spandau viergleisig auszubauen, so würde ich das sehr begrüßen“, antwotet nun auch Müller auf die entsprechende Frage. Gleiches gelte auch für einen dreigleisigen Ausbau, wenn dies fahrplantechnisch sinnvoll wäre. Die S-Bahn erwähnt Müller in
seinem Schreiben überhaupt nicht mehr.

„So gut wie keine Aussicht“,  einen Regionalbahn-Ausbau zu erreichen, sieht dagegen Norbert Kunz (Linke), der aber auch die Regionalbahn setzen würde, falls dies
„wider Erwarten doch gelingen“ sollte. Von „einer Wunschvorstellung“ spricht Andreas Breinlich (AfD). Breinlich und Kunz machen sich auch Sorgen, dass es bei mehr Gleisen auch mehr Güterverkehr und damit mehr Lärm geben könnte. Zusätzliche
Lärmschutzmaßnahmen mahnt für den Fall eines Streckenausbaus auch Müller an.

Scharfe Töne gibt es zum  Buchner-Plan, der einen S-Bahn-Ausbau laut Interview-Äußerungen des S-Bahn-Chefs eine Verlängerung der S-Bahn bis Nauen, im Gegenzug aber die Streichung aller Regionalbahnen und möglicherweise sogar
des RE-Halts in Falkensee vorsieht. „Grober Unfug“ schreibt dazu Kunz. „Wer darüber ernsthaft nachdenkt, handelt an den Interessen der Menschen im Osthavelland vorbei“, kommt auch von Richstein klare Ablehnung. Er halte das in dieser Form „für falsch“ und er gehe davon aus, dass dies „nicht umgesetzt wird“, schreibt auch Müller.

„Der schnellere Regionalverkehr darf  nicht eingeschränkt oder gar abgeschafft werden“, stellt auch Nonnemacher klar. Dagegen werde die S-Bahn „mit ihren längeren
Fahrzeiten die Menschen nicht überzeugen können, vom Auto auf die Bahn umzusteigen“. Als S-Bahn-Befürworter outet sich dagegen Breinlich, allerdings will selbst er auf RB und RE nicht verzichten: „Ich halte die S-Bahn als Ergänzung zur Regionalbahn für sehr geeignet.“

Auf die Frage nach sonstigen Ideen für  Verbesserungen kommen mehr oder weniger ausführliche Wunschlisten der Kandidatinnen und Kandidaten. Richstein ist wichtig, „dass von allen Falkenseer Bahnhöfen mindestens dreimal pro Stunde eine Verbindung nach Berlin besteht“ – und zwar durchgebunden bis in die City und nicht mit Spandau als Endbahnhof. Eine engere Taktung wünscht auch Nonnemacher, zudem sollte „gerade in den Randzeiten, also am späten Abend und an den Wochenenden“ auch „die Regionalbahn regelmäßiger und länger fahren“.

Nicht nur nach der Reisezeit schauen  will Müller: Attraktivität umfasse „auch solche Aspekte wie den Takt, die Fahrzeiten über Nacht, das Sitzplatzangebot, die
Bequemlichkeit und die bereitgestellte Gesamtkapazität“. Müller nennt als Ziel einen RB-Takt alle 20 Minuten und zusätzlich den Regionalexpress. Sogar einen Viertelstundentakt in den Spitzenzeiten wünscht Breinlich.

Kunz schlägt neben einem  20-Minuten-Takt und schnellen Verbindungen, was „unter den heutigen Bedingungen“ nur die Regionalbahn erfüllen könne, grundsätzlich
aber auch „eine Express-S-Bahn“. Außerdem möchte er für die Zeit nach dem letzten Zug einen zusätzlichen Nachtbus für Jugendliche. Zusätzlich genannt werden von den Bewerberinnen und Bewerbern als Wünsche auch mehr Park-and-Ride-Angebote, zusätzliche Fahrradstellplätze und eine bessere Vertaktung von Bahn und Bus in
Falkensee.

Allseits als unzureichend wird das  ÖPNV-Angebot zwischen Falkensee und Potsdam eingeschätzt. Müller will sich für besser auf einander abgestimmte Busverbindungen ohne „attraktivitätshemmendes“ Umsteigen einsetzen und verweist auf die  Ausweichmöglichkeit von Dallgow-Döberitz über Wustermark in die Landeshauptstadt. Auch Richstein hält „die umstiegsfreie Busverbindung nach Potsdam“ derzeit noch für die praktikabelste Lösung, von einem „Express-Bus“ spricht Kunz in diesem
Zusammenhang.

Nonnemacher befürwortet bessere  Umsteigerelationen mit der Bahn über Charlottenburg oder irgendwann einen neuen Regionalbahnhof Westkreuz. Beim Busangebot verweist sie auf die neu entstandenen Schwierigkeiten durch die Zerschlagung der einst gemeinsamen Busgesellschaft Havelbus mit Potsdam-Mittelmark. Nonnemacher erwägt zudem – ebenso wie auch Kunz und Breinlich – eine
Anbindung über den Berliner Außenring, auch wenn alle Hindernisse hierfür einräumen.

Wie oft die Bahn fährt „hängt  davon ab, was das Land bestellt“, verweist Nonnemacher generell auf die Verantwortung der Regierung in Potsdam. Richstein vermisst beim
Bahnverkehr hinreichendes Engagement der Falkenseer Stadtspitze, also ihres Kontrahenten Müller – etwa wenn es darum gehe, das Ziel eines dritten oder vierten Gleises im Bundesverkehrswegeplan zu verankern. Seinen Antworten nach zu urteilen, sollte genau dies aber auch im Interesse Müllers sein.








































































Die
Fragen und die Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten im
Wortlaut:


























1.
Der Deutsche Bahnkundenverband hat vorgeschlagen, die Bahnstrecke
zwischen Berlin-Spandau und Nauen drei- oder viergleisig auszubauen.
Dies soll mehr Kapazitäten für den Regionalverkehr schaffen. Platz
für eine S-Bahn-Trasse gäbe es dann nicht mehr. Wie stehen Sie zu
diesem Vorschlag?












Barbara Richstein: Dieser Vorschlag ist unbedingt zu unterstützen! Mit
dem Bau eines dritten bzw. vierten Gleises zwischen Nauen und Berlin
werden die vorhandenen Gleise, die vor allem auch den Fernverkehr
aufnehmen müssen, entlastet und der Regionalbahnverkehr kann
unabhängiger vom Fernverkehr werden. Das würde die Regionalbahn
weniger verspätungsanfällig machen und böte vielleicht sogar die
Möglichkeit die Taktung zu verbessern. Ein Gewinn für alle, die
regelmäßig in die Berliner Innenstadt fahren und auf eine schnelle,
komfortable Verbindung angewiesen sind.












Die
CDU Falkensee und ich setzen sich seit langem, auch gemeinsam mit
Akteuren der Nachbargemeinden dafür ein, dass die Regionalbahn
gestärkt wird. U. a. auf unsere Initiative hin hat das Land
Brandenburg den Bau mindestens eines dritten Gleises für den neuen
Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Wir haben deshalb auch den
amtierenden Bürgermeister aufgefordert, sich gegenüber den
Entscheidungsträgern mit Nachdruck für diese Maßnahme einzusetzen.
Allein der Bürgermeister setzt diesen Auftrag nur widerwillig um.












Heiko
Müller:
Wenn es
gelänge, die Bahnstrecke zwischen Nauen und Bahnhof Spandau
viergleisig auszubauen, so würde ich das sehr begrüßen. Ich gehe
davon aus, dass ein solcher Ausbau nur erfolgen wird, wenn auch der
Engpass Bahnhof Spandau entschärft werden kann. Nach den mir
vorliegenden Informationen ist es ja gerade der Bahnhof Spandau, der
derzeit das Nadelöhr darstellt.
Ob ein dreigleisiger Ausbau
einen hinreichenden Effekt bringen würde kann ich noch nicht
einschätzen. Allerdings würde sicherlich eine solche Variante nicht
umgesetzt, wenn sie nicht wirtschaftlich und fahrplantechnisch
sinnvoll wäre. Insofern wäre auch eine solche Maßnahme zu
begrüßen. Wichtig erscheint mir noch der Hinweis auf durchgehende
Lärmschutzmaßnahmen. Der Bau weiterer Regionalbahngleise wird
eventuell zu einer stärkeren Nutzung der Gleise mit Güterzügen
führen, die sehr viel stärkere Lärmemissionen haben, als
Personenzüge.












Selbstverständlich
wäre dann keine Verlängerung der S-Bahn möglich und auch völlig
unnötig. Wichtig ist natürlich aber auch, dass dann entsprechende
Regionalbahnen durch die Landesregierung bestellt werden. Mein Ziel
wäre, die RB alle 20 Minuten zu haben und natürlich die RE zu
behalten.












Ohne
den Bau weiterer Regionalbahngleise steht zu befürchten, dass unser
Regionalbahnangebot nicht besser, sondern schlechter wird. Bundesweit
gilt der Vorrang des Fernverkehrs vor dem Regionalverkehr. Eine
Verstärkung des Fernverkehrs – und diese Verstärkung ist
beabsichtigt – kann zu einer Reduzierung des Regionalverkehrs führen,
wenn die vorhandene Infrastruktur überlastet ist. Entsprechende
Ankündigungen waren bereits zu hören. Eine solche Entwicklung wäre
schlecht für den Wohnstandort Falkensee.












Ursula
Nonnemacher:
Es
haben Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen aktiv an dem Konzept des
Deutschen Bahnkundenverbands mitgearbeitet. Ich stimme mit diesen
Vorschlägen völlig überein. Die Berliner S-Bahn ist ein
vorzügliches Verkehrsmittel für Berlin, aber für das Havelland ist
sie aus vielen Gründen ungeeignet.












Norbert
Kunz:
Nach meinem heutigen Kenntnisstand besteht so gut wie keine
Aussicht, dass am Ende der Beratungen des Bundesverkehrswegeplans ein
drittes bzw. viertes Gleis gebaut werden wird. Die Möglichkeit, dass
sich dieser Zustand noch ändern wird, halte ich eher für eine
theoretische. Sollte es wider Erwarten doch gelingen, die Drei- bzw.
Viergleisigkeit durchzusetzen, spricht alles für eine Ausweitung des
Regionalbahnverkehrs. Ich gebe aber auch zu bedenken, dass eine Drei-
oder Viergleisigkeit die Bahn dazu verleiten könnte, aus der
Hamburger Bahn eine Güterverkehrstrasse zu entwickeln. Auf Falkensee
käme dann ein erhebliches Lärmproblem zu und der gewünschte
positive Effekt für den Regionalbahnverkehr würde schlimmstenfalls
verpuffen.












Andreas
Breinlich:
Das wäre schön, ist aber in den nächsten Jahren
eine Wunschvorstellung, da die Bahn dieses in den Jahren nicht
umsetzen kann. Wir brauchen aber schnelle Lösungen, der jetzige
Zustand ist unbefriedigend, zwei zusätzliche Gleise generieren auch
mehr Güterverkehr.


























2.
S-Bahn-Chef Buchner hat vorgeschlagen, die S-Bahn bis Nauen zu
verlängern und im Gegenzug sämtliche Regionalbahn-Verbindungen zu
streichen sowie eventuell auch den Regionalexpress nicht mehr in
Falkensee halten zu lassen. Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag
?












Barbara
Richstein:
Dieser Vorschlag zeigt die Verzweiflung des
S-Bahn-Chefs: Die S-Bahn ist auf der Strecke nach Spandau nicht
ausgelastet, weil auch die Spandauerinnen und Spandauer lieber mit
der schnelleren und komfortableren Regionalbahn bzw. den
Regionalexpresszügen in die Berliner Innenstadt fahren; das kann man
am Bahnhof Spandau gut beobachten. Da liegt es nahe, dass der
S-Bahn-Chef die lästige Konkurrenz der Regionalbahn und den
Regionalexpress am liebsten ausschalten würde. Ein durchsichtiger
Vorschlag, der – wenn überhaupt – nur der S-Bahn dienen würde.
Wer darüber ernsthaft nachdenkt, handelt an den Interessen der
Menschen im Osthavelland (und Spandau) vorbei! Oft wird argumentiert,
dass die S-Bahn zwar längere Fahrtzeiten benötigt, dafür aber
häufiger fahren würde. Das ist aber unrealistisch, da für die
S-Bahn nur ein Gleis gebaut würde, auf dem beides, Hin- und
Rückfahrten, erfolgen müsste. Eine bessere Taktung kann es nur mit
einem Ausbau der Infrastruktur für die Regionalbahn geben.












Der
S-Bahn-Vorschlag konterkariert auch alle Bemühungen, den Verkehr von
der Straße auf die Schiene zu bekommen. Lange Fahrtzeiten in die
Berliner Innenstadt in Zügen ohne Komfort (keine Toiletten, keine
Fahrgastbetreuer) werden viele Havelländerinnen und Havelländer
wieder dazu bewegen, mit dem Auto in die Stadt zu fahren, mit allen
negativen Konsequenzen für Verkehr, Parkplatzsituation und Klima.
Die CDU setzt deshalb auf die Regionalbahn!












Heiko
Müller:
Ich halte den
von Ihnen zusammengefassten „Vorschlag“ für falsch und gehe
davon aus, dass er nicht umgesetzt wird.












Ursula
Nonnemacher:
An
diesem Vorschlag kann man sehen, warum ich sage, dass die S-Bahn
ungeeignet ist: sie wird mit ihren längeren Fahrzeiten die Menschen
nicht überzeugen können, vom Auto auf die Bahn umzusteigen. Der
schnellere Regionalverkehr darf nicht eingeschränkt oder gar
abgeschafft werden.












Norbert
Kunz:
Diese über die Berliner Zeitung verbreitete Idee ist so
natürlich grober Unfug. Ende der Durchsage.












Andreas
Breinlich:
Die S-Bahn bis Nauen war schon vor dem 2.Weltkrieg im
Bau, der Bahndamm für eine Hochbahntrasse war bis zum Güterbahnhof
Falkensee schon fertig. Ich halte die S-Bahn als Ergänzung zur
Regionalbahn für sehr geeignet, auch wegen der Unabhängigkeit von
den Oberleitungen


























3.
Haben Sie weitere Ideen oder Konzepte zur Verbesserung der künftigen
Bahn-Anbindung nach Berlin – auch hinsichtlich der Taktung und des
Komforts?












Barbara
Richstein:
Mit der gegenwärtigen Infrastruktur scheinen die
Kapazitäten und die Möglichkeiten einer sinnvollen Taktung
ausgeschöpft zu sein, auch wenn sicherlich kleinere Korrekturen noch
möglich sind. Anzustreben ist, dass von allen Falkenseer Bahnhöfen
mindestens dreimal pro Stunde eine Verbindung nach Berlin besteht.
Dabei ist darauf zu achten, dass die Züge bis in die City
durchgebunden werden und nicht bereits in Spandau oder Charlottenburg
enden, sondern auch zentrale City-Bahnhöfe bedienen, wie z. B. die
Bahnhöfe auf der Stadtbahn aber auch Gesundbrunnen und Potsdamer
Platz. Eine regelmäßige und verlässliche Verbindung zum Flughafen
Schönefeld ist beizubehalten bzw. auszubauen.












Die
Erreichbarkeit der Falkenseer Bahnhöfe mittels Bussen ist noch
verbesserungswürdig. Noch längst sind nicht alle Ortsteile
zufriedenstellend angebunden bzw. die Fahrtzeiten sind (z. B. wegen
Ringlinien) sehr lang und daher unattraktiv. Auch die Anschlusszeiten
sind teils zu kurz oder unverhältnismäßig lang. Deshalb fahren
viele Bahnnutzerinnen und –nutzer mit dem Fahrrad oder dem Auto zu
den Bahnhöfen. Auch hier gibt es aus meiner Sicht noch
Handlungsbedarf. Mehr sichere Fahrradstellplätze sind erforderlich
und mehr Flächen für P&R. Für die Falkenseer City sollte in
Bahnhofsnähe ein Parkhaus errichtet werden, das sowohl von Pendlern
als auch von Besuchern der Innenstadtgeschäfte genutzt werden kann.
Auch am Bahnhof Albrechtshof fehlen Parkflächen. Die Ergebnisse der
bisherigen Gespräche mit Berlin, der Bahn und dem Land sind nicht
zufriedenstellend. Hier ist mehr Engagement seitens der Rathausspitze
gefragt. Ggf. muss die Stadt selbst Geld in Hand nehmen. Das gilt
auch für Wartebereiche auf den Bahnhöfen.












Heiko
Müller:
Derzeit läuft
eine durch die Länder Berlin und Brandenburg beauftragte
Korridoruntersuchung zu den Schienenverbindungen, die aus Berlin
hinausführen. Wir brauchen eine Konzeption für die nächsten
Jahrzehnte. Eisenbahntrassen kann man nicht mal schnell verändern.
Das sind immer lange Prozesse. Neue Trassen in die Metropole Berlin
zu schaffen, ist voraussichtlich nicht möglich.
Mir
geht es so, wie den meisten – ich bin kein Eisenbahnexperte, der alle
technischen, wirtschaftlichen und fahrplanseitigen Aspekte zu einer
abschließenden Bewertung zusammenführen kann. Ein „Bauchgefühl“
hilft aber nicht weiter. Deswegen halte ich auch die derzeit
laufenden Untersuchungen von Experten für unverzichtbar.












Was
ist mir wichtig? Wir brauchen eine zukunftsfähige, wirtschaftliche
und nachhaltige Lösung. Wir müssen an alle Bevölkerungsgruppen
denken. Wir müssen eine enge Abstimmung mit Berlin (und Spandau)
erreichen. Wir müssen erkennen, dass sich Attraktivität des
Bahnangebotes nicht nur an der Reisezeit festmacht, sondern auch
solche Aspekte, wie den Takt, die Fahrtzeiten über Nacht, das
Sitzplatzangebot, die Bequemlichkeit und die bereitgestellte
Gesamtkapazität umfasst.












Wichtig
sind auch die Attraktivität der Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder
einschließlich Parkmöglichkeiten für Auto und Fahrrad und
natürlich die Taktabstimmung und Umsteigemöglichkeiten mit anderen
Bahnangeboten beispielsweise in Spandau und mit dem ÖPNV.












Ursula
Nonnemacher:
Ja. Es geht in den nächsten
Jahren darum, den Regionalverkehr so zu organisieren, dass er die
Qualität, die die S-Bahn bezüglich der Taktung hat, auch bekommt
und gleichzeitig schneller und damit attraktiver bleibt. Da wäre
schon jetzt vieles möglich. Gerade in den Randzeiten, also am späten
Abend und an den Wochenenden, könnte die Regionalbahn regelmäßiger
und länger fahren. Das hängt nur davon ab, was das Land bestellt.
Es gibt keinen Grund, warum das Osthavelland da schlechter gestellt
wird als vergleichbare Regionen, die von der S-Bahn bedient werden.












Norbert
Kunz:
Ich bin für eine schnelle Verbindung im 20-Minuten-Takt,
die die Relais-Stationen in Berlin anfährt. Unter den heutigen
Bedingungen kann nur die Regionalbahn diese Anforderung erfüllen.
Bedingungen können sich aber auch ändern. Gäbe es eine
Express-S-Bahn, die, wie die Regionalbahn heute, die Haltepunkte
zwischen den Relais-Stationen ausließe und die Fahrzeit sich dadurch
nicht verlängerte, spräche m.E. überhaupt nichts gegen dieses
Verkehrsmittel. Im direkten Vergleich ist die S-Bahn schon heute
zuverlässiger als die Regionalbahn. Außerdem brauchen wir vor allem
für Jugendliche am Wochenende eine Nachtverbindung. Ich denke da
kurzfristig vor allem an den 337-BVG-Bus von Spandau nach Falkensee.












Andreas
Breinlich:
Es fehlen jede Menge P+R-Parkplätze für Pendler. Ein
Viertelstundentakt ist für beide Angebote in den Spitzenzeiten das
Mindeste! – Ich finde es unerlässlich zu den von Ihnen benannten
Eckpunkten zum Regionalverkehr eine unabhängige Studie von
Fachleuten durchführen zu lassen, und diese auch kurzfristig!


























4.
Viele Falkenseer fahren auch nach Potsdam. Wie könnten Sie sich hier
eine bessere Bahn-Anbindung vorstellen?












Barbara
Richstein:
Die Bahnanbindung in die Landeshauptstadt Potsdam ist
in der Tat aufgrund der gegebenen Infrastruktur nicht sehr
komfortabel und teils mit häufigem Umsteigen verbunden.
Möglicherweise ist es deshalb für Falkenseerinnen und Falkenseer
sinnvoller, die umstiegsfreie Busverbindung nach Potsdam zu
verbessern, insbesondere die Durchbindung zum Potsdamer Hauptbahnhof
einschließlich notwendiger Halte unterwegs sicherzustellen. Dies
auch vor dem Hintergrund, dass sich nicht alle Zielorte der Fahrgäste
in Potsdam in unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Hauptbahnhof
befinden. Gleichwohl würde ich gerne andere Verbesserungsvorschläge
gerne kennenlernen und mit Ihnen diskutieren.












Heiko
Müller:
Eine direkte
Bahnverbindung zwischen Falkensee und Potsdam halte ich für nahezu
ausgeschlossen. Eigentlich folge ich ja dem Grundsatz „Sag niemals
nie“. Aber hier sehe ich tatsächlich keine Chance. Also geht es
eher um Umsteigerelationen und natürlich auch um die Nutzung des
Bahnhofes Dallgow-Döberitz.
Derzeit
ist die Relation vom Bahnhof Dallgow-Döberitz über Wustermark nach
Potsdam eine schienengebundene Möglichkeit. Die andere Möglichkeit
auf der Schiene geht durch Berlin, beispielsweise über Spandau und
Charlottenburg. Beide Angebote sind nur bedingt attraktiv. Ob in
einer der beiden Relationen eine realistische spürbare Verbesserung
erreichbar ist, kann ich leider weder wirtschaftlich noch
fahrplantechnisch einschätzen. Wünschenswert wären sie.












Das
ÖPNV-Angebot ist die Alternative zur Bahnnutzung. Ich halte auch das
derzeitige Busangebot für unzureichend. Die Zersplitterung der
Busgesellschaften ist hierbei nicht hilfreich, aber vermutlich kaum
änderbar. Deswegen geht es um eine bessere Koordinierung der
Busangebote beider Gesellschaften. Umsteigerelationen sind im
Busverkehr wegen der Umsteigezeiten und der jeweiligen äußeren
Rahmenbedingungen attraktivitätshemmend.












Ursula
Nonnemacher:
Eine Zugverbindung von
Falkensee nach Potsdam wäre nur mit einem Fahrtrichtungswechsel in
Brieselang möglich, weil die entsprechende Verbindungskurve im
Falkenhagener Kreuz zum Berliner Außenring fehlt. Von
Dallgow-Döberitz aus ist die Verbindung  zum Außenring
möglich. Aber außer in Elstal wohnen am Außenring nur relativ
wenige Menschen, sodass der Zug bis Potsdam über weite Strecken über
freies Land fahren würde. Es ist wahrscheinlich, dass diese Region
mittelfristig stark wächst, sodass sich diese Situation sicher
irgendwann ändert. In den nächsten Jahren sehe ich aber für die
Verbindung von Falkensee nach Potsdam eher den Weg über Berlin. Dazu
wäre es äußerst wünschenswert, wenn alle Regionalbahnen in
Charlottenburg halten würden, um einen Umstieg in die Züge nach
Potsdam zu ermöglichen. Da ist ja sowohl die S-Bahn als auch der
schnelle Regionalexpress. Weiter verbessern würde sich diese
Verbindung, wenn ein Regionalbahnhof Westkreuz gebaut würde, der
auch aus anderen Gründen sehr wichtig wäre. 












Für
den Busverkehr sind durch die Zerschlagung der gemeinsamen
Busgesellschaft mit Potsdam-Mittelmark gerade neue Schwierigkeiten
entstanden. Zusammen mit der kreiseigenen Busgesellschaft Havelbus
könnte man überlegen, ob nicht eine Linie von (Hennigsdorf …
Schönwalde) Falkensee über Dallgow-Döberitz und Seeburg nach
Potsdam wirtschaftlich vertretbar wäre – auch wenn das keine
Bahn-Anbindung wäre.












Norbert
Kunz:
Das ist ein nächstes Problem: Es gibt keine vernünftige
Nord-Süd-Achse im westlichen „Speckgürtel“ (etwa
Oranienburg-Velten-Hennigsdorf-Falkensee-Groß-Glienicke-Potsdam).
Man wird langfristig über eine äußere Ringbahn nachdenken müssen,
zumal sich der „Speckgürtel“ in den nächsten Jahren
weiter verdichten wird. Was die Verbindung Falkensee-Potsdam
betrifft, kommt e.E. kurzfristig nur eine Express-Bus-Variante in
Frage, deren Fahrzeit kürzer sein muss als die S-Bahn-Variante über
Spandau und Westkreuz.












Andreas
Breinlich:
Um Potsdam anzubinden bedarf es einer Schleife vor
Brieselang oder eine Verbindung ab Brieselang nach Potsdam
Pirschheide oder Hauptbahnhof, da ja Falkenhagen nicht mehr
existiert. Ob aber der Bedarf für solch eine Strecke da ist, muss
geprüft werden. Mit der S-Bahn über Westkreuz wäre das kein
Problem.


























Alle
Fragen wurden schriftlich gestellt und beantwortet.