Stellungnahme des Bürgervereins Finkenkrug zu den Ausbauplänen auf der Bahnstrecke Berlin-Spandau – Nauen im Rahmen des Projekts i2030

Der Bürgerverein Finkenkrug e.V. und seine Arbeitsgruppe Bahn setzen sich entsprechend § 2 Ziff. 2 der Vereinssatzung, wonach der Vereinszweck insbesondere auch durch Einflussnahme auf die Verkehrsplanung verwirklicht wird, seit vielen Jahren für die stetige Verbesserung des SPNV-Angebots zwischen Finkenkrug und Berlin ein (https://buergerverein-finkenkrug.de/category/themen/arbeitsgruppen/bahn-ag). Dabei haben wir im Zusammenwirken mit anderen Pendlerinitiativen im Bündnis PRO Regionalverkehr Osthavelland auf politischer Ebene eine Reihe von wichtigen Maßnahmen durchsetzen können, wie seit dem Fahrplanwechsel 2018 drei Züge innerhalb von 20 Minuten zu den Hauptverkehrszeiten und zuletzt die Beseitigung des „Abendlochs“ von Berlin-Spandau nach Finkenkrug zwischen 21.58 Uhr und 22.37 Uhr. Mit dem Infrastrukturprojekt I2030 verbinden wir die Hoffnung, dass endlich auch unsere jahrelange Forderung nach einem drei- oder viergleisigen Streckenausbau zwischen Berlin-Spandau und Nauen realisiert wird.

Mit Entsetzen haben wir nun erfahren, dass im Rahmen des geplanten Ausbaus der Bahnstrecke von Berlin-Spandau nach Nauen der Fortbestand des Regionalbahnhofs in Finkenkrug in Frage gestellt wird. Der Bürgerverein Finkenkrug begrüßt daher, dass an diesem Mittwoch in der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung ein interfraktioneller Antrag zur Abstimmung steht, in dem der VBB und die übrigen an dem Projekt i2030 Beteiligten aufgerufen werden, am Bahnhof Finkenkrug für den Bahn-Regionalverkehr festzuhalten und diesen nicht durch einen reinen S-Bahnhof zu ersetzen.

Grundsätzlich unterstützt der Bürgerverein Finkenkrug den vorgesehenen Ausbau der Hamburger Bahn auf diesem Streckenabschnitt, soweit dadurch zusätzliche Kapazitäten für den Regionalbahnverkehr geschaffen werden. Dies gilt insbesondere für den vorgesehenen Bau eines dritten und vierten Regionalbahngleises. Sehr kritisch sehen wir jedoch eine Verlängerung der S-Bahn bis Finkenkrug. In diesen Bedenken sehen wir uns massiv bestätigt durch aktuelle Überlegungen auf Seiten des VBB und der Deutschen Bahn, in diesem Fall den Regionalbahnhof Finkenkrug zu streichen.

So wie wir die Ziele von i2030 verstehen, geht es um die Stärkung des ÖPNV zwischen Berlin und seinem Umland, möglichst verknüpft mit einer Verringerung des MIV (motorisierter Individualverkehr). Diese Ziele würden durch einen Wegfall des RB-/RE-Halts Finkenkrug konterkariert, denn für einen Großteil der Pendlerinnen und Pendler ist der Bahn-Regionalverkehr weiterhin das schnellste und effizienteste öffentliche Verkehrsmittel zum Berliner Stadtzentrum. Eine S-Bahn wäre hier wegen ihrer langen Fahrzeiten kein Ersatz.

Vielmehr wäre zu erwarten, dass ein Großteil der Finkenkruger Pendlerinnen und Pendler, um die langsame und auf längeren Strecken wenig komfortable S-Bahn zu vermeiden, gleich – meistens wohl mit dem Auto – zum Bahnhof Falkensee fahren würde, um von dort Regionalbahn und Regionalexpress zu benutzen. Damit würden die Finkenkrugerinnen und Finkenkruger dort zusätzlich zur Überlastung der ohnehin schon überfüllten Parkplätze und zu zusätzlichem Autoverkehr beitragen. Dies wäre für ganz Falkensee ein massiver Nachteil.

Ein Wegfall des Regionlabahnhofs Finkenkrug wegen Verlängerung der S-Bahn bis Finkenkrug hätte zudem zur Folge, dass die Verbindung von Finkenkrug nach Brieselang und Nauen und zurück komplett gekappt würde. Zwar ist der Verkehr in dieser Richtung viel geringer als nach Berlin, es gibt ihn aber durchaus: Schülerinnen- und Schüler aus Finkenkrug besuchen das LdVC, das Oberstufenzentrum in Nauen oder künftig die neue Brieselanger Gesamtschule. In der Gegenrichtung gibt es Schülerverkehr unter anderem z.B. aus Brieselang via Finkenkrug zum Vicco-von-Bülow-Gymnasium. Dazu kommen Menschen, die im Falkenseer Westen wohnen und in Nauen oder Brieselang arbeiten oder umgekehrt. Umsteigeverbindungen nur über Falkensee würden nicht nur eine drastische Fahrzeitverlängerung, sondern auch eine massive Verschlechterung des SPNV-Angebots darstellen.

Generell wäre es völlig unverständlich, warum viel Geld ausgegeben werden sollte, um eine sechsgleisige Bahntrasse für Regionalverkehr und S-Bahn zu bauen, tatsächlich aber das Bahnangebot für die vielen Pendler in Finkenkrug (und auch in Brieselang) zu verschlechtern. Etwaige technische Fragen wie Raumprobleme am Bahnhof Finkenkrug scheinen uns hier – verglichen etwa mit den Problemen beim Ausbau des Bahnhofs Spandau – eher von nachrangiger Bedeutung zu sein.

Wenn der Regionalbahnhaltepunkt Finkenkrug durch eine S-Bahnstation ergänzt würde, ist davon auszugehen, dass das auf die Taktfrequenz der Regionalbahn deutlich negative Auswirkungen haben könnte. Es ist schwer vorstellbar, dass das Land die ab Dezember 2022 vorgesehene Frequenz von drei Regionalbahnen pro Stunde in jede Richtung in Finkenkrug weiter bestellen würde, wenn parallel dazu eine S-Bahn verkehrt. Bereits ein reduzierter Regionalbahntakt verschlechtert aber die Anbindung an Berlin, da die langsameren S-Bahnzüge weniger attraktiv sind und mit der schnellsten Nord-Süd Tunnelverbindung in die Innenstadt nach Jungfernheide und Berlin-Südkreuz nicht mithalten können. Da eine S-Bahn nach Brieselang nicht in Betracht gezogen wird, würde ein reduzierter Regionalbahntakt auch unsere Nachbargemeinde treffen. Systemisch macht es aus unserer Sicht deutlich mehr Sinn, eine S-Bahn – wenn überhaupt – am Knotenpunkt Falkensee enden zu lassen.

Wir unterstützen daher ausdrücklich die Bemühungen im Rahmen der SVV um einen Erhalt des Regionalbahnhofs Finkenkrug. Auf die S-Bahn können wir gerne verzichten, wodurch auch das Zerschneiden der Stadt durch eine ultrabreite Bahntrasse verhindert würde. Statt den sehr aufwändigen Bau einer S-Bahn-Verlängerung nach Finkenkrug zu planen, sollte lieber zügig der Ausbau des dritten/vierten Bahngleises für den Regionalverkehr vorangetrieben werden. Nur dies gäbe den Menschen in Finkenkrug und in ganz Falkensee die Chance, auch tatsächlich noch innerhalb dieses oder des nächsten Jahrzehnts von dem Ausbauprojekt zu profitieren.