Liebe Mitglieder und Freunde des Bürgervereins,
erstmalig wird der neue Bundesverkehrswegeplan 2030 zur öffentlichen Diskussion gestellt. Bereits zur Grundkonzeption können Bürgerinnen und Bürger unter www.bmvbs.de bis zum 15. März 2013 ihre Meinung äußern.
Auch Sie können das tun.
Das Aktionsbündnis PRO Regionalverkehr Osthavelland, das getragen wird von:
Offener Arbeitskreis Bahn & Nahverkehr Brieselang
Bürger für Brieselang
Bürgerverein Finkenkrug e.V.
Verkehrsinitiative der Bahnpendler aus Segefeld/Albrechtshof
Bürgerinitiative Spandauer Verkehrsbelange 73
hat bereits in der vergangenen Woche gegenüber dem
Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg die nachfolgende Stellungnahme abgegeben. PRO wird eine entsprechende Stellungnahme auch gegenüber dem Bundesverkerhsministerium abgeben. Hier unsere Stellungnahme:
Stellungnahme des Aktionsbündnisses Pro Regionalverkehr Osthavelland zum Bundesverkehrswegeplan/Bedarfsplan 2030:
Wir beziehen uns auf die im Entwurf des „Maßnahmenplans Schiene“ vorgesehene Maßnahme „Hamburg-Berlin – Kapazitätserhöhung durch Verlängerung bzw. Neubau von Überholgleisen“. Hintergrund ist die Planung der Bahn AG, den Güterverkehr vom Berliner Außenring Richtung Hamburg weiter auszubauen. Die Maßnahme lässt sich aus unserer Sicht auch für eine Verbesserung des SPNV-Angebots nutzen.
Im Raum westlich von Berlin (Osthavelland) kommt es heute bereits auf der Strecke Berlin-Hamburg zu erheblichen Konflikten zwischen Personenfernverkehr, Personennahverkehr und Güterverkehr. Diese werden sich deutlich verschärfen, wenn die Bahn den Güterverkehr noch weiter ausbaut und ggf. auch im Fernverkehr zwischen Berlin und Hamburg weitere Verdichtungen geplant werden.
Zudem wachsen die osthavelländischen Gemeinden weiter dynamisch, so dass künftig auch ein verdichteter Personenregionalverkehr erforderlich sein wird. Das Land Brandenburg hat kürzlich festgelegt, dass es auf den Bau einer S-Bahn über Spandau hinaus nach Falkensee bis auf Weiteres verzichten will (auch im Kreisnahverkehrsplan Havelland ist dieses Vorhaben nicht mehr enthalten).
Damit wird Brandenburg auch nicht an den Bund mit einer entsprechenden
Finanzierungsforderung herantreten. Gleichwohl ist die Versorgung der
Bevölkerung mit einer leistungsfähigen Schienennahverkehrsanbindung an Berlin notwendig (cf. Landesnahverkehrsplan Brandenburg 2013-2017, S.42: „Das Umland ist mit Berlin schnell und in einem dichten Takt zu verknüpfen.“).
Die Anzahl der Pendler wächst stetig. Andere Radialverbindungen Berlins haben eine doppelte Bestückung mit Regional- und S-Bahnverkehr. Will man für die „Hamburger Bahn“ auf die S-Bahn verzichten – was wir wegen der höheren Geschwindigkeit des Regionalverkehrs eindeutig unterstützen – muss die Leistungsfähigkeit des Personennahverkehrs umso mehr in den Blickpunkt rücken.
Derzeit werden auftretende Konflikte meistens zu Lasten des Personenregionalverkehrs gelöst. Die Belegung der Gleise durch Fernverkehrs- und Güterzüge führt dazu, dass sinnvolle und verlässliche Taktungen des Regionalverkehrs schwierig sind. notwendige Verdichtungen des Regionalverkehrs nicht realisiert werden, die heute vorhandenen Regionalverbindungen oft Verspätungen aufweisen, sehr oft wegen Überholungen durch den Fernverkehr.
Das Ziel, durch einen Streckenausbau eine stärkere Trennung von Personen- und Güterverkehr zu ermöglichen, wird von uns grundsätzlich begrüßt. Mit einer reinen Verlängerung bzw. einem Neubau von Überholgleisen würde der bestehende Konflikt aber letztlich gelöst, ohne den Personenregionalverkehr zu stärken, im Gegenteil: Auf Überholung durch Fernzüge in verlängerten Bahnhofsgleisen wartende Güterzüge können eine erhebliche und zusätzliche Beeinträchtigung des
Personennahverkehrs darstellen. Auf verspätete Fern- und Güterzüge in Bahnhöfen wartende Regionalzüge fahren selber Verspätungen ein und verpassen ihre Anschlüsse.
Die mit zusätzlichen Güterverkehren einhergehenden Lärm- und Umweltbelästigungen sind jedoch für die Bevölkerung in Brandenburg, besonders im verdichteten Osthavelland, nur zumutbar, wenn es nicht auch noch zu weiteren Beeinträchtigungen im Personenregionalverkehr kommt.
Notwendig ist deshalb eine stärkere Trennung auch des Regionalverkehrs vom Personenfernverkehr. Deshalb sollten nicht nur Verlängerungen bzw. Neubauten von Überholgleisen, sondern ein vollständiger Neubau eines zumindest dritten Gleises zwischen Berlin und Nauen, ggf. sogar darüber hinaus, vorgesehen werden. Zwischen Berlin-Spandau bzw. -Albrechtshof und Nauen sind dafür bereits Trassen vorgesehen und zum Teil vorbereitet.
Am sinnvollsten wäre aus unserer Sicht ein stufenweiser Ausbau, orientiert an einer Bedarfsanalyse, mit dem erklärten Ziel, auch den schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Begrenzten Mehrkosten stünden dabei gesamtwirtschaftliche Vorteile durch einen störungsärmeren SPNV, kürzere Fahrzeiten sowie eine höhere Attraktivität der Bahn im Vergleich zum Autoverkehr gegenüber.
Der Ausbau könnte entlang folgender Stufen erfolgen:
– Verbindung der Bahnhöfe Falkensee – Finkenkrug – Brieselang durch ein drittes Gleis nördlich der bestehenden Trasse (Vorarbeiten bereits vorhanden, z.B. Brücken).
– Drittes Gleis nördlich der bestehenden Trasse zwischen dem
Abzweig zur „Lehrter Bahn“ und Falkensee. (Falls Berlin auf seinem Gebiet die S-Bahn verlängern will, kann der Beginn des 3. Gleises unmittelbar westlich des Endpunktes der S-Bahn erfolgen, z.B. ab Stadtgrenze. Dies wäre allerdings die schlechtere Lösung).
– Drittes Gleis zwischen Brieselang und Nauen.
Diese Maßnahmen – besonders Punkt 1. und 2. – wären mit begrenztem Aufwand relativ schnell umsetzbar. Perspektivisch wäre zu prüfen, ob auch ein viergleisiger Ausbau der Strecke sinnvoll ist, um eine vollständige Trennung von Regional- und Fernverkehr in beiden Richtungen zu ermöglichen. Auch hier hätte aus unserer Sicht die Strecke zwischen Spandau und Brieselang bzw. Nauen Priorität.
Um den Aufwand zu begrenzen, kämen – vor allem westlich von Nauen – alternativ zu einem vierten Gleis auch weitere Überholmöglichkeiten in Frage.
In Verbindung mit einem Streckenausbau könnte geprüft werden, ob statt der bestehenden Haltepunkte Seegefeld und Albrechtshof, die sehr eng beieinander liegen, nicht, in Abstimmung mit den Betroffenen, ein neuer Haltepunkt dazwischen (etwa auf Höhe der Seeburger Straße) gebaut werden sollte. Alternativ zu einer S-Bahnverlängerung auf Berliner Gebiet könnte dafür ein weiterer Regionalbahn-Haltepunkt in Höhe Hackbuschstraße entstehen, um die Wohngebiete dort besser an den SPNV anzubinden, ohne mit großem Aufwand eine
neue S-Bahn-Trasse bauen zu müssen.
Das Aktionsbündnis Pro Regionalverkehr Osthavelland ist ein Zusammenschluss mehrerer Initiativen von Bahnpendlern an den SPNV-Strecken von Berlin-Spandau nach Nauen sowie nach Rathenow.
Ansprechpartner:
Benno König