Keine S-Bahn bis Finkenkrug

Genau dafür setzt sich die Bahn AG. seit langem ein. Denn sie glaubte nicht, dass beim Bau einer S-Bahn bis Finkenkrug der Halt auch noch mit einem dichten Regionalbahnangebot bedient werden würde, weil wir nicht so groß wie Potsdam sind und es auch nie werden. Wir setzten uns also deutlich für ein dichtes, schnelles und bequemes Regionalbahnangebot mit zwei Regionalbahngleisen ein. Dem ist die Planung nun gefolgt. Wie groß unser Einfluss dabei war, werden wir vermutlich nie erfahren. Man konnte auch durchaus ohne uns zu diesem Fazit kommen.

Die Berliner Zeitung berichtete darüber am 07.12.2022 und fügte hinzu: „Dass zumindest zwischen Berlin-Spandau und Falkensee künftig wieder S-Bahnen fahren werden, gilt nach Informationen der Berliner Zeitung als unsicher. … „Mit unseren Partnern sprechen wir darüber, ob eine Verkürzung der S-Bahn-Strecke zu einem besseren Ergebnis führen würde“, so Reupke.“ Reupke ist der Abteilungsleiter in der Berliner Senatsverwaltung, der für ÖPNV Planung zuständig ist.

Das klingt sehr danach, dass es auch Zweifel an der Wirtschaftlichkeit einer S-Bahn bis Falkensee gibt. Nicht zu Unrecht, denn auch Falkensee wird nie so viel Bewegungsbedarf erzeugen wie eine Landeshauptstadt Potsdam. Kein Falkenseer hätte etwas gegen 5 Regionalbahnen pro Stunde und Richtung (wie es bereits ab dem Fahrplanwechsel am 11.12.2022 nun frisch verwirklicht wurde) plus eine 10-minütige S-Bahn, aber das Brandenburger Finanzministerium schon. Deswegen würde eine S-Bahn bis Falkensee auch den Regionalverkehr beeinträchtigen, der dann Seegefeld und Albrechtshof nicht mehr bedienen würde. Wir haben Akteneinsicht beim MIL in die Aussagen des Gutachters gestellt, der eine grobe Voreinschätzung zur Wirtschaftlichkeit eines Finkenkruger S-Bahn Halt im Auftrag der i2030 Vorplaner machte. Vermutlich hat er dabei etwas mehr gesagt, als bisher publik wurde.

Die Bahn-AG prognostiziert, dass bei der standardisierten NKU dann festgestellt wird, dass die Situation in Falkensee nicht so sehr viel anders als in Finkenkrug ist: Der Bahnhof Falkensee ist sogar noch besser mit Regionalverkehr ausgestattet als Finkenkrug, so dass sich eine S-Bahn nur bei stark ausgedünntem Regionalverkehr rechnen würde. Den Regionalverkehr in Falkensee stark ausdünnen ist aber nicht möglich.

Der VBB hat auf Nachfrage mitgeteilt, dass in der Vorplanung jetzt an der Ausgestaltung eines „mit“- und „ohne“-Falls noch etwa ein Jahr gearbeitet wird, der dann in einer standardisierten Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) nicht vor Ende 2023 verglichen werden soll. Auch das ist eine sehr gute Nachricht, da sich die Bahn-AG uns vor etwa 1 ½ Jahren stark dafür einsetzte, dass überhaupt eine „Nullvariante“ (also ohne S-Bahn) mit in Betracht gezogen wird. Dass es eine S-Bahn ins Spandauer Falkenhagener Feld geben soll, wurde bereits vor einiger Zeit in der Presse berichtet. Dieser stark verdichtete Bereich von Spandau-West ist bisher mit der Schiene noch gar nicht erschlossen. Berlin-Staaken hat aber bereits zwei Regionalbahnhöfe, ist schienenmäßig also schon jetzt gut angebunden.

Ob die Prüfung einer Verlängerung der S-Bahn bis Falkensee die NKU bestehen wird, ist aus Sicht der Bahn AG fraglich. Für zwei zusätzliche S-Bahn Gleise müsste man reihenweise Hintergärten von Häuslebauern in Spandau kurz vor Albrechtshof enteignen. Allein schon wegen der massiven Verzögerung aufgrund der damit verbundenen Rechtstreitigkeiten wird DB Netz diesen Weg vermutlich nicht gehen wollen. Für den Abzweig ins Falkenhagener Feld ist die Situation besser, weil man dort in erster Linie Schrebergärten enteignen müsste, wenn man von der Nordseite der Trasse abzweigen will, da der bestehende Abzweig von der Südseite mit Tunnel der S-Bahn nichts bringt, die nicht sämtliche anderen Gleise überqueren kann.

Für den Deutschlandtakt sind vier Gleise bis Nauen vorgesehen: Zwei für den Fern- und Güterverkehr, zwei für den Regionalverkehr. Neu ist, so Reupke im Ausschuss für Mobilität des Berliner Abgeordnetenhauses am 07.12.2022, dass diese nun komplett vom Bund finanziert werden, eben um den Takt sichern zu können. Vier Gleise passen ohne Enteignungen. Wenn die erst einmal da sind, wird der Regionalverkehr weit weniger verspätungsanfällig sein und kann viel leichter gleichmäßig getaktet werden, wie es der Deutschlandtakt vorsieht. Vorgesehen sind dann 4 Züge pro Stunde und Richtung in Finkenkrug (zu Randzeiten wie immer etwas ausgedünnt). Alle 15 Minuten ein Zug: damit dürften alle zufrieden sein!

Dr. Detlef Hardorp, Sprecher Bahn-AG