Keine S-Bahn in Brandenburg auf Kosten der Regionalbahn bauen! 

Der Leiter der Bahn-AG, Dr. Detlef Hardorp, berichtete auf der Mitgliederversammlung des Bürgervereins Finkenkrug e.V. am 28.11.2023 anhand einer Powerpoint Präsentation ausführlich über die aktuellen Entwicklungen beim Projekt i2030:

Danach wurde nach einer Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) für den Bereich Falkensee-Finkenkrug die Idee einer S-Bahn bis Finkenkrug im Dezember 2022 fallengelassen. Die S-Bahn wird damit nach den neuesten Planungen in Falkensee enden und soll dann ausschließlich alle Unterwegshalte bis Spandau, also auch Seegefeld und Albrechtshof bedienen. Beide Bahnhöfe würden dann ihren Regionalbahnhalt verlieren. Nur noch die Finkenkruger und Brieselanger wären ausschließlich auf die RB 10, RB 14 und RE 2 angewiesen.

Vor diesem Hintergrund ist fraglich, ob das Land Brandenburg tatsächlich noch die geplanten 3 Verbindungen pro Richtung für Finkenkrug und Brieselang bestellen würde. Es besteht also für Finkenkrug und Brieselang die Gefahr einer Taktausdünnung. Seegefeld und Albrechtshof wären nach dem Bau einer S-Bahn aus Brieselang und Finkenkrug nur noch mit Umsteigen in Falkensee zu erreichen. Zudem würde es vermutlich zu einem Ansturm auf den Bahnhof Falkensee kommen mit einem dortigen nicht lösbaren P&R-Problem, da dort alle Zugarten (außer Fern- und Güterzügen) halten.

Aus Sicht der Bahn-AG sollte daher Seegefeld als Regionalbahnhalt auf Dauer erhalten bleiben. Die Verbindung von Finkenkrug nach Seegefeld zum neuen Hallenbad sollte ohne Umsteigen in Falkensee möglich sein.

Das für den Bau einer parallel zur Regionalbahn verlaufenden S-Bahn nach Falkensee benötigte Geld würde aus Sicht der Bahn-AG besser ausgegeben für eine S-Bahn-Anbindung über das Falkenhagener Feld hinaus nach Schönwalde und weiter Richtung Bötzow, die dann Orte durch die Schiene erschließen würde, wo diese derzeit gänzlich fehlt! Und nicht für eine S-Bahn-Anbindung nach Falkensee, die die Anbindungen im Ergebnis für die Region verschlechtern würde. Dafür sollten zumindest einfache Planungsansätze geprüft werden. Das ist derzeit jedoch nicht vorgesehen.

All das sollte daher nach Auffassung der Bahn-AG an einem runden Tisch mit den Ländern Brandenburg und Berlin, dem VBB und dem Bezirk Spandau, der Stadt Falkensee und dem Bürgerverein Finkenkrug möglichst bald erörtert werden.

Vor diesem Hintergrund wurde auf der Mitgliederversammlung des Bürgervereins Finkenkrug e.V. eine aus der Arbeit der Bahn-AG entstandene „Gemeinsame Forderung des Bürgervereins Finkenkrug e.V. und des Bündnisses PRO Regionalverkehr Osthavelland“ (Folie 19 und 20) einstimmig angenommen.

Die Forderung hat den folgenden Wortlaut:

Gemeinsame Forderung des Bürgervereins Finkenkrug e.V. und des Bündnisses PRO Regionalverkehr Osthavelland:

Keine S-Bahn in Brandenburg auf Kosten der Regionalbahn bauen! 

Seegefeld ist Regionalbahnhalt und sollte als solcher erhalten bleiben!

1. Nur die Regionalbahn garantiert eine schnelle Anbindung an Berlin. Das ist wichtig für pendlergeprägte Orte wie Brieselang, Falkensee, Nauen und Dallgow.

2. Der komplett vom Bund finanzierte Ausbau der Strecke Spandau-Nauen auf vier Gleise im Rahmen des Deutschlandtaktes dient der Entflechtung von Regional- und Fernverkehr. Das ermöglicht einen gleichmäßigeren Takt und mehr Züge im Regionalverkehr. Geplant sind bis zu vier Anbindungen pro Stunde für Finkenkrug.

3. i2030 plant für die „Hamburger Bahn“ nun das Abhängen zweier Regionalbahn-
Haltepunkte
(Seegefeld und Albrechtshof) und reduziert die Anzahl der nicht RE-
Systemhalte zwischen Spandau und Nauen um die Hälfte (!), nämlich von vier auf
zwei
.

4. Eine Reduzierung von RB-Haltepunkten würde vermutlich auf Dauer Auswirkungen auf die Anzahl der bestellten Regionalbahnen der Strecke Spandau-Nauen haben! Eine
zum Regionalverkehr parallel laufende S-Bahn würde diesen konterkarieren, weil sie
den Bedarf einer Regionalbahn, die nur noch Finkenkrug und Brieselang alternativlos
bedienen würde, erheblich schmälert. Reisende von Finkenkrug, Brieselang und Nauen bekämen auf Dauer ein schlechteres Angebot. Reisende von Seegefeld bekämen zwar möglicherweise ein frequenteres, aber ein viel langsameres Angebot (S-Bahn).

5. Das würde zu einem riesigen Ansturm auf den Bahnhof Falkensee führen, wo alle
Zugarten (außer Fern- und Güterzüge) halten. Die dortige Infrastruktur wäre einem
solchen Ansturm nicht gewachsen: Schon jetzt stößt P&R dort an seine Grenzen. Deswegen hat die Stadt Falkensee ein Parkraumkonzept entwickelt, das die Innenstadt vom Parkdruck der Pendler entlasten soll und statt dessen P+R-Plätze in Finkenkrug und Seegefeld schafft. Dieses städtebaulich wichtige Konzept würde ins Leere laufen und die Innenstadt in nicht akzeptabler Weise überlasten.

Eine S-Bahnverlängerung von Spandau ins Falkenhagener Feld macht hingegen Sinn und konterkariert keine Regionalbahn.Ganz im Gegenteil: Sie erschließt Bereiche, in dem keine Bahn seit der Abschaffung der Spandauer Straßenbahn mehr fährt: Im Falkenhagener Feld in Spandau leben rund 80.000 Menschen. Man sollte auch überlegen, eine solche neue S-Bahnstrecke – über Berlin hinaus – nach Schönwalde und zum Erlenbruch weiterzubauen (wo bis zu 3000 Wohnungen geplant sind) und ggf. weiter nach Bötzow, auf der Strecke der ehemaligen Bötzow-Bahn (oder auch alternativen Trassierungen). Damit wird eine weitere S-Bahn nach Falkensee entbehrlich. Wenn die Regionalbahn von der Fernbahn entkoppelt ist und an genügend und gut gewählten Stationen oft genug hält, erfüllt sie alle Funktionen der S-Bahn.

Eine parallel zur bestehenden Hamburger Bahn laufende S-Bahn würde Landesmittel erfordern, die letztlich die Bahnanbindung in Brandenburg nicht nur nicht verbessern, sondern unterm Strich verschlechtern würde. Ein funktionierendes Regionalbahnsystem würde ohne Not negativ beeinträchtigt werden!

Wir fordern die Anpassung der i2030 Planungen zu Gunsten des bestehenden Regionalbahnverkehrs auf der Hamburger Bahn: Keine S-Bahn in Brandenburg auf Kosten der Regionalbahn!