„Endlich Finkenkrug! “ – Die australische Kabarettistin Kim Eustice gastierte am 24. November 2007 im Bürgerhaus

Kim Eustice

Australien trifft Finkenkrug
Kim Eustice zog ihr Publikum in Bann

Falkensee – Was macht eine Australierin um diese Jahreszeit eigentlich in Berlin? Es gibt keine Sonne, keinen Strand und ewig Armani-Wetter im Herbst. Das heißt für Kim Eustice (http://www.kim-eustice.de/) ein bisschen Grau, hier etwas Dunkleres dort und hier und da dann doch auch mal etwas Helleres“. Begründet hat sie ihre Wahl mit einem Song in bestem Denglisch, „I’m very masochistisch“.
Die Berlinerin aus dem australischen Wodongaa lebt und arbeitet seit 20 Jahren in der nunmehr deutschen Hauptstadt. Den erfrischenden Blick einer Zugereisten hat sie sich bewährt. So berichtet sie von einem ihrer ersten Aha-Erlebnisse. Mit rosafarbenen Pulli und grauer Hose in einer Szenebar in Berlins Mitte machte sie dort doch einen sehr exotischen Eindruck. An diesem Abend trug Kim Eustice schwarz.
Das Publikum erfuhr auch das Geheimnis der Jugend: „Denn wenn ich nach Australien fliege, bin ich zehn Stunden jünger“, klärte Kim Eustice auf.
Dass es noch immer die eine oder andere Sprachschwierigkeit gibt, ließ die Kabarettistin nicht unerwähnt. Das Ü liegt ihr nicht besonders. So war sie doch etwas erschrocken als es hieß, sie solle in einem Bürgerhaus spielen: „Nein, in einem Imbiss trete ich nicht auf“. Da mutiert der Bürger dann schon mal zum Burger.
Der Generation der 68er huldigt sie auf ihre mitreißende Art und verfrachtet das Publikum mit den Worten „Stellen wir uns vor, wir sind alle im Altersheim“ – unterlegt mit „Satisfaction“ der Rolling Stones – schon mal verbal in die Zukunft: „Das ist die erste Generation, die in Jeans und Pulli im Heim rumläuft“. Sie übt schon mal mit dem Publikum einige Lieder ein und zettelt einen Streik an, weil es keinen Wein aus der Toskana gibt. Musikalisch begleitet sie ihre Streikversion mit „Marmor, Stein und Eisen bricht“, „We shall overcome“ und gipfelt in die Internationalen. Das Publikum war sangesfreudig und textfest.
Die Finkenkruger dürften sich so richtig gebauchpinselt gefühlt haben. Ihr exklusives Programm für diesen Abend hieß nicht nur „Endlich Finkenkrug“, sondern war quasi ein Hommage an Gemeinden im Speckgürtel, in diesem Fall eben Finkenkrug. So freute sich die charismatische Künstlerin über die rote Regierung im grünen Falkensee. Auch Heiko Müller als neuer Bürgermeister blieb nicht unerwähnt. Im Heimatmuseum, wo sie nach eigener Aussage auf der Suche nach Infos vorstellig wurde, bekam sie eine Broschüre einer Maklerfirma. Die neue Hymne Finkenkrugs wurde daraus. Ein Rap mit Zeilen wie: „seid klug, steigt aus in Finkenkrug“ und bezeichnet den Ortsteil schon mal als „upper east side“ von Falkensee.
Ohne Zugaben geht es nicht. Die Überraschung: Das italienische Partisanenlied „Bella Ciao“. Die vielseitige Künstlerin, die mit Witz, hintergründigem Humor, großer Stimme und gekonntem Klavierspiel brillierte, hat eine Fangemeinde mehr. Manchmal trat die professionelle Musik und der Gesang ob der pointierten Vorträge etwas in den Hintergrund. Das Publikum war begeistert und die Finkenkruger haben nun ihre Hymne.
Stilecht ging ein erfolgreicher Abend im Bürgerhaus zu Ende. Nach einem für beide Seiten mitreißendem Kabarett-Konzert stieß Kim Eustice mit neuen Fans noch auf die Wahl des neuen australischen Präsidenten Rudd an.

Hier der Podcast des Journalisten Detlef Peters mit dem Finkenkrug-Rap (ganz am Ende der Aufnahme)
http://hoergefuehle.podspot.de/

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